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Tanzen ist gesund
Tanzen ist gesund

Die Abbildung (Noetel et al., 2024) vergleicht die Wirksamkeit verschiedener Interventionen für die erfolgreiche Behandlung von Depression. Tanzen hat die mit Abstand beste Wirkung. Die Autor*innen bemängeln, dass es nicht ausreichend viele gute Studien gibt, um hier eine wirklich sichere Aussage zu treffen, aber nach allem, was wir wissen, ist Tanzen das beste, was man gegen Depression tun kann.

Oder spazieren. Oder Joggen. Oder Verhaltenstherapie. Hier gibt es eine deutlich bessere Studienlage und eine ebenfalls absolut überzeugende Wirkung.

Nur eine geringe Verbesserung ist belegt für Antidepressiva (SSRIs), dies deckt sich mit der Meta-Analyse von Irving Kirsch (2008), wonach die neue Generation von Antidepressiva bei den Zulassungsstudien nur äusserst knapp die Belege für eine klinische Wirksamkeit erbracht haben, und auch nur bei einer schweren Depression.

Relativ viele Studien untersuchen den positiven Einfluss des Tanzens auf die Gehirnfunktion, besonders im Alter. Die Effekte sind umfassend und weitreichend: Exekutive Funktionen wie Handlungsplanung (Rektorova et al. 2019), Dicke der grauen und weissen Schicht (Falisha et al., 2015, Rektorova et al. 2019, Teixeira-Machado et al., 2019), Hemisphären-Verknüpfung (Teixeira-Machado et al., 2019).

Die Verbesserungen finden sich auch bei Trainings, welche Fitness nicht verbessern (Kattenstroth et al., 2013), es handelt sich also nicht einfach um Nebenprodukte einer allgemeinen körperlichen Betätigung.

Eine Studie mit 80-jährigen fand eine Verbesserung von exekutiven Funktionen und Gedächtnis, die auch 5 Monate nach dem Training noch nachweisbar war (Kosmat & Vranic, 2017).

Darüber hinaus war auch eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität nachweisbar (Koch et al., 2014).

Der einzige Haken derzeit ist, dass es noch nicht ausreichend viele Studien gibt, um die Effekte wirklich mit grosser Sicherheit zu belegen. Der Umstand, dass die existierenden Studien zu sehr verschiedenen Phänomenen alle in die gleich Richtung weisen, in der Regel sehr grosse Effekte finden und diese auch hirnphysiologisch nachweisen können, stimmt jedoch sehr zuversichtlich. Darüber hinaus könnte man mit zusätzlichen Studien auch belegen, welche Art und Intensität von Tanzen die besten Effekte hat.

Und jetzt?

Tanzen.

Wenn du nicht tanzen kannst: Es ist nie zu spät, damit anzufangen. Ich fand irgendwann, dass es ja kein Zustand ist, im Alter von 40 Jahren nicht tanzen zu können, und hab dann mit Hip Hop angefangen, später kam noch Lindyhop dazu. Auch weil ich nicht so genau wusste, ob ich mit 50 dann noch anfangen würde. Die Literatur ist da aber recht zuversichtlich: Du hast grosse und anhaltende Effekte, auch wenn du mit 80 anfängst zu tanzen.

Literatur

Kirsch, I., Deacon, B. J., Huedo-Medina, T. B., Scoboria, A., Moore, T. J., & Johnson, B. T. (2008). Initial severity and antidepressant benefits: a meta-analysis of data submitted to the Food and Drug Administration. PLoS medicine5(2), e45.

Karpati, F. J., Giacosa, C., Foster, N. E., Penhune, V. B., & Hyde, K. L. (2015). Dance and the brain: a review. Annals of the New York Academy of Sciences, 1337(1), 140-146.

Kattenstroth, J. C., Kalisch, T., Holt, S., Tegenthoff, M., & Dinse, H. R. (2013). Six months of dance intervention enhances postural, sensorimotor, and cognitive performance in elderly without affecting cardio-respiratory functions. Frontiers in aging neuroscience, 5, 5.

Koch, S., Kunz, T., Lykou, S., & Cruz, R. (2014). Effects of dance movement therapy and dance on health-related psychological outcomes: A meta-analysis. The arts in psychotherapy41(1), 46-64.

Kosmat, H., & Vranic, A. (2017). The efficacy of a dance intervention as cognitive training for the old-old. Journal of Aging and Physical Activity, 25(1), 32-40.

Noetel, M., Sanders, T., Gallardo-Gómez, D., Taylor, P., del Pozo Cruz, B., Van Den Hoek, D., … & Lonsdale, C. (2024). Effect of exercise for depression: systematic review and network meta-analysis of randomised controlled trials. bmj, 384.

Rektorova, I., Klobusiakova, P., Balazova, Z., Kropacova, S., Sejnoha Minsterova, A., Grmela, R., … & Rektor, I. (2020). Brain structure changes in nondemented seniors after six‐month dance‐exercise intervention. Acta Neurologica Scandinavica, 141(1), 90-97.

Teixeira-Machado, L., Arida, R. M., & de Jesus Mari, J. (2019). Dance for neuroplasticity: A descriptive systematic review. Neuroscience & Biobehavioral Reviews96, 232-240.






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